HB Tour Felix & Guido

Endlich war es so weit: Meine Jollenerlaubnis war bestanden und der Sommer war da. Somit konnte mein erster Törn als Co-Skipper endlich losgehen, Ziel noch unbekannt, aber in Richtung Norden und wenn möglich gen Dänemark. Am ersten Tag war es fast windstill, doch ans Motoren war nicht zu denken, schließlich sollte das ja ein Segeltörn werden. Da die Sonne schien und wir uns auf dem Deck in der Sonne fast verbrannten, entschieden wir uns vor Falckenstein (ein Trip von fast 3 Stunden) zu ankern, zu baden und an Land zu gehen.  Dort angekommen übernahmen Guidos Freunde aus dem Wasserwachtturm die Ankerwache und brachten uns nach einiger Zeit an der Wachstation auch trocken zurück zum Boot. Den restlichen Teil der Strecke nach Schilksee fuhren wir aufgrund absoluter Flaute schließlich doch unter Motor.

Der nächste Tag wurde ähnlich sonnig und so brutzelten wir nach dem Auslaufen wieder an Deck in der Sonne. Bei weiterhin schwachem Wind peilten wir Damp – mit der Option auf Schleimünde – an. Es war so ruhig auf dem Wasser, dass wir zwischendurch noch Kaffee und Tee kochen konnten. Als die „Skyline“ vom „schönen“ Damp näherkam, entschieden wir uns Damp anzulaufen. So konnten wir das sonnige Wetter noch nutzen und hatten einen sicheren Liegeplatz. Um den Hunger zu stillen bestellten wir zwei Burger, doch der Preis ließ uns keine Wahl aus zwei Bier, die zum Burger Menü gehörten, vier zu machen.

Der nächste Morgen versprach schlechteres Wetter mit zunehmender Bewölkung und ordentlich Wind. Hinter dem Sperrgebiet mussten wir uns zwischen einer Schlei-Tour und einem Dänemark-Trip entscheiden. Die Windvorhersage der nächsten Tage versprach eine schöne Tour durch Dänemark, so dass wir den langen und nassen Ritt gegenan nach Lyø wählten. Vorm Hafen angekommen war es immer noch stürmisch, so dass wir beim Segelbergen, der Liegeplatzsuche und dem Anlegen sehr vorsichtig vorgingen. Leider war nur noch ein Liegeplatz als Nummer 7 im Päckchen frei (im Laufe des Abends wurde das Päckchen noch auf 10 erweitert) und ein pöbelnder Niederländer gehörte zu unseren Nachbarn. Nach einem Spaziergang durch das beschauliche Örtchen ließen wir diesen nassen, kalten und sehr anstrengenden Tag bei einer guten Suppe aus der Dose und diversen Getränken ausklingen und fielen dann letzendlich totmüde ins Bett.

Der darauffolgende Tag sollte einer der schönsten Tage werden: Wir fuhren durch den Svendborgsund gen Troense und trafen unterwegs sogar die Magic Cloud. Obwohl wir bereits um 14 Uhr einliefen, war im Hafen fast ebenso voll wie Lyø, doch dieses Mal fanden wir einen Platz in 4. Reihe neben einer ziemlich großen Yacht. Neben dieser wirkte das Folkeboot wie ein Beiboot, sodass die Kinder der Yacht schon Ihre Eltern fragten, ob wir in einem Hotel schlafen würden. Der deutlich unterschiedliche Freibord beider Boote machte jeden Landgang ziemlich sportlich. Beim Bergen der Segel hatte sich leider unser Schäkel zwischen Großfall und Fallenvorlauf gelöst und das Fall war bis oben in den Mast geschnellt. Dank der Yacht neben uns und einem Klettergurt konnten wir den Schaden schnell beheben und somit das Groß auch auf der restlichen Tour nutzen. Von dem Skipper der großen Yacht elektrisch hochgewinscht und durch Guido gesichert, konnte ich noch den herrlichen Blick über den Sund aus dem Masttop des Blauzahn genießen.

Tag 5 führte uns nach Marstal. Nach der Überfahrt geschah das – nach zwei Tagen Kletterei im Päckchen – Unmögliche: Wir hatten einen eigenen Liegeplatz und einen Stromanschluss, größer konnte meine Freude nicht sein. Um diese Freude noch zu verstärken, steuerten wir den von Guido hoch gelobten HotDog-Laden im Hafen an. Doch meine Stimmung wurde schlagartig getrübt, der Laden hat zu. Also zogen wir weiter und haben uns im Supermarkt mit allem Notwendigen eingedeckt um an Bord selbst HotDogs zu „kochen“. Erstaunlicherweise schien es in Dänemark kein Corona zu geben, denn Abstand und Masken waren ein Fremdwort.

Nach einem schönen Abend im Hafen bei mittelmäßigem Wein ging es am nächsten Tag wieder Richtung Kiel. Entgegen der Prognosen der vorherigen Tage kam ein schwacher Wind von vorn und durch die windigen Tage zuvor gab es eine kabbelige See.  Das führte dazu, dass wir stündlich zwischen Fock und der eisernen Genua wechselten. Wir beide haben noch nie so lange den Kieler Leuchtturm betrachtet… Beim Einlaufen in Laboe entschieden wir uns, nach rechts in den „Nobelhafen“ einzubiegen. Im Bereich der normalgroßen Boxen fanden wir in den unzähligen freien Boxen nur rote Schilder und tasteten uns daher in den Bereich der großen Boote vor. Ein Folkeboot fühlte sich wohl noch nie so deplatziert und Toilettenkarten gab es auch nicht mehr, nur das beste Chilli der Welt von Guido konnte diesen Tag noch retten.

Am letzten Tag unserer Tour gaben die Wettergötter noch einmal alles. Kurz nach dem Auslaufen fing es an zu schütten und beim Einlaufen in der Schwentine zogen fette Böen über uns hinweg. Das hat aber nur dazu geführt, dass das Törnabschlussbier noch besser geschmeckt hat. Insgesamt haben wir einen schönen Törn mit einer tollen Crew hinter uns, auch wenn wir uns an manchen Tagen ein größeres Boot (die Vorzüge des kleinen Bootes mit geringem Tiefgang konnten wir leider nicht ausspielen) gewünscht hätten.

-Felix-